Fürio - der grosse Dorfbrand

1542

In die Amtszeit des Abtes Sebastian Seemann (1535-1551) fällt auch der grosse Dorfbrand von 1542.

Lassen wir den Chronisten aus dem 16. Jahrhundert berichten:

«Do man zält nach Christi geburtt thusent fünffhundert viertzig und zwöy jar, uff samstag, dem achtzächenden tag mertzens, entzwüschent 10 und 11 imm tag, ist ein schnäll grosz für ( Feuer) unversächlich (ohne bekannte Ursache) uff gangen (hie zuo Langenthal jedermann erschröcklich) inn Peter Lyrimans husz, amm bach nechst ob der schmitten stände, welches für der nidere wind (starck wäyende) getrybe usz eim husz inns anderr, also das in kurtzer yl (Eile), innerthalb zwöyen stunden verbrunnen sind 29 säszhäser (Wohnhäuser), 9 spycher, und zwo grosz schürenn. Hiezwüschen sind harzuo kummen der erwirdig herr abtt (Sebastian Seemann) zuo sannt Urban mit sinen coventt brüdernn rydtent und louffentt mit iren eymmernn, die lieben und trüwen nachpuren von Lotzwyl mann und wyb, die von Madisswil, Bleichenbach, Thörigen, Buchsy, Thunstetten, Bützberg, Arwangen, Wynouw, Roggwyl, Nider Bypp, Zofingen, Ussemm Wyl, Rüttschelen, Ludlygen (deren ettlich ire pflüg uffen achernn lassen stan und zum für glüffen), dholzmeyer und ander vyl hilffrych lieb nachpuren, die all ir best gethan, und ir dapffere mannheit mit werren und löschenn in diser brunst erwysen hand, des wir und unnsere nachkummen inen und iren nachkummen billich lob und danck sagen, ouch umb sy trüwlich verdienen sönd. Dann wo sy nit gsin, war in der nodt zuo psorgen, das gantzs dorff wäre verbrunnen etc.»

Der Rodel, aus dem diese Erzählung stammt, gibt weiter genaue Auskunft über die von allen Seiten, aus der bernischen, luzernischen, solothurnischen Nachbarschaft, von St. Urban und der Stadt Bern, aber auch von Brugg und von Freiburg geleistete Hilfe und über die sorgfältige Verteilung und Verwendung all der Gaben an Lebensmitteln, Holz und anderem Baubedarf und in Geld. Schon im April und Mai wurde wieder aufgerichtet. Als zuletzt, am 16. Mai, das weisse Kreuz an die Reihe kam, halfen dabei auch 100 Mann aus Stadt und Amt Aarburg. Der Rodel berichtet, dass im ganzen 24 Häuser neu wieder aufgebaut worden waren. Während des Dorfbrandes im März brannten auch zwei der drei Gasthäuser, das Kreuz und der Löwen nieder. Im Herbst des gleichen Jahres brannte auch noch der Bären mitsamt zwei Nachbarhäusern.


Weiterführende Literatur
J.R. Meyer: Langenthal während dem 16. Jahrhundert, Jahrbuch des Oberaargau, 1960

Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


Bild: Alte Schöpfspritze mit Laterne im Wuhr (19. Jhd.)

Alte Schöpfspritze mit Laterne im Wuhr (19. Jhd.)