Der Herr Senator

1799

Nachdem Langenthal unter der alten Berner Regierung zu einem wirtschaftlichen Zentrum geworden war, erlebte es unter der helvetischen Regierung den Aufschwung zu einem regionalen Verwaltungszentrum. Von hier aus zog der Distriktstatthalter Mumenthaler seine Fäden. In Langenthal hatte auch das Distriktsgericht seinen Sitz. Dass einer der vier Senatoren, die den Kanton Bern in der Legislative der Helvetischen Republik vertraten, aus Langenthal stammte, ist deshalb nicht erstaunlich.

Die zuvor in den Kirchgemeinden bestimmten Wahlmänner, welche am 25. März 1798 im Rathaus zu Bern zusammenkamen, schenkten dem Bleicher Johann Ulrich Zulauf als Senator ihr volles Vertrauen. Zulauf wünschte zwar schon kurz nach seiner Amtseinsetzung seinen Rücktritt. Er sei diesem Amt nicht gewachsen, gab der reiche Geschäftsmann und Inhaber einer der grossen Bleichereien in der Farb bekannt. Schliesslich blieb er doch und sorgte im Senat immer wieder für Aufsehen. So verzichtete er etwa auf einen Teil seines Gehaltes oder forderte, nicht ohne Humor, dass Gesetze und Publikationen nicht mehr durch «Austrommeln» bekannt gemacht werden sollten, da ja die Franzosen dem Volk die Trommeln weggenommen hätten. Vergeblich setzte er sich dann aber für die Aufhebung des Zehnten ein. Dass er sich im Senat nicht durchsetzen konnte, wurde ihm in Langenthal noch Jahre danach zum Vorwurf gemacht. Vom Reichtum der Bleicherdynastie Zulauf zeugt der um 1807 erbaute Bleichestock an der Farbgasse 51.


Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


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Bleichestock Farbgasse 51 (Foto: Jaroslav Cap.)

Bild: Bleichestock Farbgasse 51