Die Zähmung der Langete

1992

1988 wurde mit dem Bau des Entlastungsstollens zwischen Madiswil und Meiniswil begonnen. Er sollte bei Überschwemmungsgefahr das Wasser der Langete rechtzeitig ableiten und so das untere Langetental und vor allem die Stadt Langenthal vom Hochwasser befreien. Der Bau des Entlastungsstollen erlaubte zudem eine weitgehend naturnahe Sanierung der Langete in ihrem alten Lauf. Die typischen Uferbestockungen konnten an vielen Stellen nicht nur erhalten, sogar verdichtet werden. Auch die Speisung der bedeutenden Wässermatten konnte auf diese Weise sichergestellt werden. Der Bau des Entlastungsstollens und die Arbeiten am Gerinne der Langete bilden zusammen das Jahrhundertbauwerk des Oberaargau.

Der Bau war leider auch begleitet von einem tödlichen Unfall. Eine Explosion schleuderte im beinahe fertig gestellten Stollen am 8. Februar 1989 die arbeitenden Männer meterweit weg. Ein österreichischer Mineur musste dabei sein Leben lassen.

Am 5. Juni 1992 wurde das Bauwerk im Beisein des bernischen Regierungsrates in Madiswil eingeweiht. Bis 1995 waren bei Hochwasser 24 Entlastungen nötig – sie verschonten Langenthal vor Überschwemmungen. An Weihnachten 1995 schwoll allerdings die Langete nach tagelangen Regenfällen so stark an, dass bis zu 40 Kubikmeter/Sekunde durch den Stollen geleitet werden mussten. Dieser war überfordert und es entstanden Schäden. Nachbesserungen wurden nötig. Seit der Jahrhundertwende funktioniert der Stollen aber einwandfrei. Langenthal als Klein-Venedig gehört der Vergangenheit an. Allein die hohen Trottoirs sind geblieben.


Weiteführende Literatur
Vom Dorf zur Stadt. Langenthal im 20. Jahrhundert. Heimatblätter 2001


Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


Bild:
Der Entlastungsstollen bei Madiswil mit dem ursprünglichen Lauf der Langete

Der Entlastungsstollen bei Madiswil mit dem ursprünglichen Lauf der Langete