Seiler-Diruf Emma, Künstlerin

Geboren am 23.Februar 1821 in Würzburg, fünftes von sechs Kindern des Jakob Diruf (1773-1859), Medizinalrat und der Julie Srohmeyer (1781-1869). 1842 verheiratet mit Jakob Seiler geb. 1813, von Leimiswil, Arzt in Langenthal. Geschieden. Gestorben 1886 in Philadelphia. Mutter von zwei Kindern, Jertha und Karl.

Emma erlebte in Würzburg eine glückliche Kindheit und war dank der Stellung des Vaters mit den jungen Prinzen und Prinzessinnen am Hofe Ludwig des Bayern vertraut. Früh zeigt sich ihr Gesangstalent. Man nannte sie «die Rose von Würzburg». Auf ihrer ersten grossen Reise lernte die 19-jährige junge Frau den Langenthaler Arzt Jakob Seiler kennen. Die beiden heirateten 1842 in Langenthal und bauten gemeinsam den Landsitz an der Burgdorfstrasse (heute Lotzwilstrasse) auf. Die Gutsvilla bestand bis 1976 und war bekannt als «Forsthaus».

Für 10 Jahre war dieser Gutshof der Lebensmittelpunkt der vielseitig tätigen Emma. Dort wurde sie Mutter der beiden Kinder Jertha und Karl. Sie besorgte mit den Bediensteten den Haushalt und verantwortete auch die Arbeiten im grossen Park. Sie half ihrem Mann in der Arztapotheke. Zudem war Jakob Seiler auch Armenvater und seine Frau gewann dadurch einen Einblick in die prekären sozialen Verhältnisse Langenthals (1846: 134 Gemeindearme). Sie engagierte sich für verwahrloste Kinder. Sie strickte für sie und brachte den Familien Lebensmittel. Ihre Gaben als Sängerin und Künstlerin blitzten hie und da auf, wenn sie mit Musikern im Landgut ein «Benefizkonzert» gab. Ihr Mann Jakob dagegen war zwar Arzt, aber er lebte auf hohem Fuss, war angeberisch und ein schlechter Haushalter. Er spekulierte, bürgte für zweifelhafte Gestalten und sah sich bald mit hohen Schulden konfrontiert. Er war gezwungen seine Liegenschaft zu verpfänden. Auch die Ehe kriselte. Emma verliess 1851 Langenthal und den Ehemann nach 10 Jahren und siedelte zunächst nach Dresden, wo sie Gesang studierte, später zog sie in die USA nach Philadelphia um. Das nachdem die Ehe geschieden worden war. Sie begann ein neues Leben als Sängerin, Musikpädagogin und Publizistin. Sie veröffentlichte weltberühmte Bücher zur Gesangskunst. In den USA wurde sie zu einer musikalischen Grösse und ihr Relief wurde posthum in die Ruhmeshalle der amerikanisch-philosophischen Gesellschaft in Philadelphia aufgenommen. Emma starb 1886 in Philadelphia.

 

Literatur:

  • Max Jufer, das aussergewöhnliche Langenthaler Jahrzehnt 1841-151 der grossen Frau Emma Seiler-Diruf (1831-1886). Langenthal, 2004.
  • Marie Scull-Seiler: The Life of my Mother Emma Seiler, 1902