Die Adalgozzinger wandern von Nordosten ein

700

Um 795 schenkt der alemannische Adelige Heribold seine Güter in „madalestvilare“ (Madiswil) der Kirche Rohrbach und ihrem Sttifter (custos) Adalgoz. In Rohrbach bestand also um diese Zeit bereits eine Kirche und in Madiswil hatte sich eine alemannische Sippe niedergelassen. So darf man damit rechnen, dass sich um 750 alemannische Sippen auch im Raume Langenthal niederliessen, auch wenn von ihnen erst im 9. Jahrhundert schriftliche Spuren entdecken.

Der Stifter der Kirche Rohrbach, Adalgoz, gehörte zu der in Herzogenbuchsee ansässigen Grossgrundbesitzerfamilie, die in der Forschung nach dem Leitnamen Adalgoz als „Adalgozzinger“ bezeichnet wird. Diese Familie stand in einer engen Beziehung zum Kloster St. Gallen, welches um 719 durch den rhätischen Mönch Otmar am Ort der legendären Galluszelle an der Steinach gegründet worden war.

Diese Adalgozzinger waren bereits Christen. Ihr Sippenführer hatte sich taufen lassen, worauf seine Gefolgschaft sich ebenfalls dem Ritus der Taufe unterzog. Durch Kirchenstiftungen und Schenkungen an die Kirche sicherten sich alemannische Adelige für sich und ihre Sippe das Seelenheil und hofften auf eine Vergeltung der Spende im Jenseits. Diesen Gedanken bringt die erste Oberaargauer Urkunde sehr schön zum Ausdruck und bestätigt damit die sich in der Forschung durchsetzende Sicht, dass die Christianisierung der Alemannia zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert vor allem eine Sache der alemannischen Oberschicht war.


Weiterführende Literatur:

  • 1200 Jahre Madiswil, Gemeindeveraltung Madiswil, 1995
  • Ulrich May: Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Siedlungs-, Personen- und Besitzgeschichte anhand der St. Galler Urkunden, Bern 1976


Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


Bild: So kann man sich die Taufe der Adalgozzinger vorstellen. (Theologische Sammelhandschrift 9.Jhd. Bayrische Staatsbibliothek)

So kann man sich die Taufe der Adalgozzinger vorstellen.