Von alten Tavernen und Wirtschaften

1728

Im Alten Bern hatten die Jahrhundertfeiern der Reformation immer eine besondere Bedeutung. Entweder wurden auf dieses Jahrhundertjubiläum Kirchen neu errichtet, bzw. renoviert, oder es wurden neue Gesetze und Ordnungen erlassen, welche die Bildung und die Kultur betrafen – aber auch den sittlichen Wandel der Gemeindebürger. Einen wichtigen Einfluss hatten dabei die Gaststätten. 1728 wurde die Konzession der drei traditionellen Langenthaler Tavernen (Kreuz, Löwen, Bären) erneuert. Eine Taverne bedeutete ein konzessioniertes Gasthaus mit Beherbergungspflicht. In den drei Tavernen, von denen heute in der alten Form nur noch der Bären existiert, wurde neben der kommunalen, auch kantonale und eidgenössische Geschichte geschrieben.

So war das Kreuz während dem Bauernkrieg ein wichtiger Stützpunkt der aufständischen Bauern, der Bären im frühen 19. Jhd. der Treffpunkt der liberalen und Ort von eidgenössischen Anlässen (1826 Tagung der Helvetischen Gesellschaft mit Pestalozzirede, 1822 erstes eidg. Offiziersfest) Auch der Löwen scheint bereits im 15. Jahrhundert eine wichtige Gaststätte gewesen zu sein, logierte doch dort um 1474 der Ratsmeister Hans von Waldheim aus Halle, der sich auf einer Reise nach Südfrankreich befand. Leider sind die Dokumente, welche Aufschluss über die Geschichte des Löwen 1885, als der Gasthof bis auf die Grundmauern niederbrannte, mitverbrannt.

Die Ursprünge des „weissen Kreuzes“ gehen auf das Jahr 1336 zurück. Im bekannten Spruchbrief von „Hallwyl“, welche einen Handel zwischen dem Kloster St. Urban und den Freiherren von Grünenberg regelt, ist die Rede von einer Taverne des Klosters „zum weissen Kreuz“. Das Kreuz entwickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte zu einer mächtigen Gaststätte mit einem Hof, welcher einem Klosterhof ähnlich war und der verschiedene Gewerbebetriebe beherbergte. Die prächtige Fassade verlieh seit dem 18. Jahrhundert der oberen Marktgasse ein besonderes Gepräge. Das Kreuz war immer im Besitz bedeutender Langenthaler Familien (Zollikofer, Dennler, Geiser). 1952 erwarb die Liegenschaft eine Immobilien AG. Der Gasthof verschwand, es entstand das heutige Geschäftshaus.

1602 stiftete die Berner Regierung „dem wirt zum Bären in Langenthal in syn nüwgebuwne Wirtschaft siner Herren Wapen“. Der Wirt war damals Josef Howald. Da sich der Bärenwirt während dem Bauernkrieg (1642-1653) als bauernfreundlich erwies, wurde die Wirtschaft vorübergehend geschlossen. Um 1700 wurde er wieder eröffnet und kam an die Erben des Kreuzwirts Salomon Dennler. Johannes Dennler erbaute ihn 1776 neu. Um 1800 erwarb ihn Kaspar Widmer, der das Haus zur Wiege des Langenthaler Liberalismus aufbaute. 1840 übernahm das Haus Johann Friedrich Gugelmann, der neben Arzt und Wirt auch Pferdeposthalter und Landwirt war.
 
 
Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


Bild: Der Löwen vor 1885 mit dem hölzernen Leuebrüggli.

Der Löwen vor 1885 mit dem hölzernen Leuebrüggli