Geiser Karl, Historiker

Karl Geiser wurde an seinem Heimatort Langenthal am 25. September 1862 geboren. Sein Vater war der Weinhändler Abraham Friedrich Geiser. Die Mutter, Emilie Baumgartner, war eine geborene St. Gallerin. Sein Grossvater war der bekannte Kreuzwirt Friedrich Geiser-Rüegger (1797-1870), welcher als konservativer Grossrat eine bedeutende Rolle spielte und im Sonderbundskrieg als Oberstleutnant das Emmentaler Bataillion führte. 1848 war Friedrich Geiser eidgenössischer Oberst geworden. Friedrich Geiser war auch der Gründer der Langenthaler Eisenwahrenhandlung. Karl scheint vom Grossvater die urchige Berner Art von der Mutter die geistige Beweglichkeit geerbt zu haben. Karl Geiser besuchte in Langenthal die Sekundarschule, die Maturität machte er mit andern Langenthalern am Gymnasium in Burgdorf. Unter ihnen war auch der spätere Oberrichter Theodor Hellmüller. 1881 begann der blitzgescheite Geiser in Strassburg mit dem Medizinstudium. Er wechselte aber bald zum Studium der Geschichte und der Literatur. Er setzte die Studien in Basel fort und bezog vom berühmten Geschichtsphilosophen Jakob Burckhardt manche Anregungen.
Von 1884 bis 1888 studierte er in Bern, wo er mit der Promotion zum Dr. phil. das Studium abschloss. Wie sein Freund Hellmüller gehörte auch Geiser der Studentenverbindung „Helvetia“ an, die ihre Jahresfeste regelmässig in Langenthal abhielt. Seine erste rechtsgeschichtliche Arbeit „Der Twingrodel von Langenthal, von 1413 und 1669“ erschien denn auch zuerst im Studentenverbindungsblatt. Nach seiner Doktorarbeit über die „Geschichte der bernischen Verfassung von 1191 bis 1471“ habilitierte er sich in Bern für schweizerische und bernische Verfassungsgeschichte. Bis 1889 war Geiser Privatdozent und arbeitete auf der eidgenössischen Zentralbibliothek. Am 13. Juni 1889 heiratete er Lina Affolter von Koppigen. Die beiden Söhne Herrmann, geb. 1897 und Karl, der berühmt gewordene Bildhauer, geb. 1898 waren noch im jugendlichen Alter, als die Gattin Lina starb. Seine Schwägerin, die Lehrerin Frieda Affolter nahm sich des mutterlosen Haushaltes an und machte Karl die Hände frei für sein weiteres berufliches Wirken. 1904 wurde er ausserordentlicher Professor für bernische Verfassungs- und Rechtsgeschichte bzw. bernisches Staatsrecht an der Universität Bern. Zugleich amtete er von 1895-1907 als Adjunkt der Schweizerischen Landesbibliothek. 1907 kam er als Beamter auf die Baudirektion des Kantons Bern zum Vollzug des kantonalen Gesetzes über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte und ab 1912 war er bis zu seinem Tod 1930 Vorsteher des Wasserrechtsbüros des Kantons Bern. Von 1899-1900 war er auch Stadtrat. Neben juristischen und historischen Veröffentlichungen betätigte sich Geiser auch literarisch, so war er Textautor und Komponist des Liedes "Vom Rosegarte z'Mailand".


Wichtigste Werke

  • Gesch. des Armenwesens im Kt. Bern von der Reformation bis auf die neuere Zeit, 1894
  • Entwicklung und Neugestaltung des Gemeindewesens im Kt. Bern, 1903
  • (zusammen mit J. Abbühl, F. Bühlmann) Einführung und Kommentar zum Bundesgesetz über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte, 1918-1921


Weiterführende Literatur
Langenthaler Heimatbl., 1961, 98-108
 

Dieser Text wurde vom ehemaligen Langenthaler Stadtchronisten Simon Kuert zusammengestellt. 


Bild:
Karl Geiser, 1862-1930

Bild von Karl Geiser