Veränderungen im Ortsbild: "Tell" gesprengt

1981

Am Freitag, 20. März 1981, säumten Hunderte von Schaulustigen die Umgebung des „Tell“ in Langenthal. Pünktlich um 16.00 Uhr wurde dieser durch Luftschutztruppen des Feldarmeekorps 2 gesprengt.

Die für die Sprengung Verantwortlichen zeigten sich mit dem Resultat zufrieden. Es waren vor allem die Grundeigentümer, welche auf dem Platz ein neues, modernes Coop-Zentrum mit einer grossen Einstellhalle errichten wollten. Weniger glücklich zeigten sich die umliegenden Hausbesitzer: Trotz umfangreicher Sicherheitsmassnahmen zersprangen als Folge der Druckwelle zahlreiche Schaufenster und Fensterscheiben. Von vielen Schaulustigen wurden die für die Sprengung Verantwortlichen mit wenig schmeichelhaften Worten bedacht. Der Abbruch hatte die „Langenthaler Gesellschaft“ gespalten.

Der „Tell“ war eine Wirtschaft, wo sich verschiedene Kulturen, Bauern und Arbeiter, Viehhändler und Informatiker, Kinder und Erwachsene begegneten. Bereits im 19. Jahrhundert herrschte in diesem Restaurant ein reger Betrieb. Ab 1860 bezog der Wirt Jakob Spychiger sein Bier aus der Langenthaler Brauerei Baumberger. Von 1924 bis 1975 befand sich die Wirtschaft im Besitz der Familie Egger, die sie 1975 der Tell-Immobilien AG verkaufte. Diese Gesellschaft hatte die Liegenschaft übernommen, nachdem kurz vorher die erste eigentliche Stadtplanung in einer Volksabstimmung gescheitert war. Es kam die Zeit der privaten Investoren. Sie ergriffen die Gelegenheit, Langenthal nach ihren Interessen zu gestalten.

Die Sprengung veränderte das Dorfbild im Wuhrgebiet nachhaltig.


Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


Bilder:
1 - Tell vor der Sprengung
2 - und umittelbar nach der Sprengung

Tell vor und nach der Sprenung